Christliche Völker des Abendlandes haben Johannes dem Täufer eine Pflanze geweiht, deren Blüte dem himmlischen Strahlenkranz, der Krone eines Königs gleicht : das Johanniskraut.
Seine sonnengelben Blütenblätter und die Sonnenstrahlen gleichenden Staubgefäße gleichen wirklich einer „Corona regia", wie sie der Mönch Vitus Auslasser 1479 in seinem „Herbarius" nennt.
Das Johanniskraut, lat. Hypericum perforatum, ist eine sehr alte Arzneipflanze, die schon in der Antike medizinisch ( z.B. bei Hautverletzungen ) genutzt wurde.
An Bedeutung gewonnen hat das Johanniskraut im spätem Mittelalter als „Fuga daemonum", als Mittel, das böse Geister abhält. Hexenkraut, Teufelsfuchtel, Walpurgiskraut, Teufelsflucht u.a. sind die vielsagenden Bezeichnungen, die aus der damaligen Zeit stammen. Zahlreiche Sagen und Märchen ranken sich um das geheimnisvolle Johanniskraut. So soll der Teufel voller Wut die Blätter dieser Pflanze durchstochen haben, weil er so erbost über die Macht dieses Heiligenkrautes gegen die bösen Geister gewesen ist – so viel zur Erklärung der vielen Exkretbehälter, die als durchscheinende Punkte in den Blättern zu erkennen sind.
Interessant ist auch die Rolle von Hypericum- Zubereitungen im Exorzismus der katholischen Kirche in der Neuzeit. So gibt es zahlreiche Rezepte von Tränken in einer Vorschriftensammlung aus dem Jahre 1626, die für die Menschen, die vom Teufel oder bösen Geist zu befreien gewesen sind, bestimmt waren, meist für gefolterte Männer und Frauen, denen der Tod am Scheiterhaufen drohte.
Zur gleichen Zeit tauchen zum ersten Mal Beschreibungen auf, das Johanniskraut helfe gegen den Schwindel und gegen die „fürchterlichen melancholischen Gedanken" ( Kniphof, 1. Hälfte des 17. Jhdts ).